Trotz RegTP und anderer Stellen, die der Monopolisierung des Telekommunikationsmarktes entgegenwirken sollen braucht man als Kunde mitunter ein sehr dickes Fell und sehr sehr viel Geduld um den Maßnahmen der „Kundenbindung“ zu widerstehen.
Ich habe es bisher so gehalten, dass ich konsequent geschäftliche Beziehungen mit Anbietern gelöst habe, die eine allzu starke „Kundenbindung“ praktizieren. So habe ich nach über zehnjähriger vertraglicher Beziehung mit debitel den Mobilfunkvertrag gekündigt, weil ich plötzlich angeblich einen Tarifwechsel
angefordert hätte, der um ein vielfaches teurer war als der bestehende Tarif.
Die Auftragsbestätigung eines nie von mir ausgelösten Auftrages brachte das Fass zum Überlaufen. Musste man
sowohl bei technischen als auch bei Vertragsangelegenheiten lange und nervende Telefonautomatensitzungen mit endlos erscheineneden Warteschleifen und anderen „psychologischen Firewallsystemen“ über sich ergehen lassen, waren durch meine Kündigung plötzlich Resourcen in Gestalt lebender Menschen bereit, mit mir über das Problem zu reden.
Dazu waren offenbar viele Menschen über einen längeren und zwar den ganzen Zeitraum der Kündigungsfrist verfügbar. Als Bestandskunde habe ich weder die Erfahrung noch den Eindruck gehabt, dass ein meschliches Wesen für ein Problem verfügbar ist. Selbst als meine Bereitschaft zum Dialog nach der rechtmäßigen Vertragskündigung aus guten Gründen nicht mehr bestand und ich dies auch den Anrufern zweifelsfrei kommuniziert hatte wurden große Anstrengungen unternommen, mich umzustimmen.
Sehr ähnlich erging es mir bei der Kündigung des DSL-Anschlusses gegenüber dem Provider 1 & 1 Internet AG. Dieses Unternehmen war in den letzten Jahren für meinen Internetzugang zuständig. Ich fand das Preis- Leistungsverhältnis dieses Anbieters akzeptabel und war sogar Reseller, d. h. ich habe meinen Kunden diesen Anbieter empfohlen und bei erfolgreichem Vertragsabschluss auch Provisonszahlungen erhalten.
Da sich einige Kunden jedoch bei mir beschwert haben, dass zugesagte Termine nicht eingehalten wurden habe ich das selbst überprüft. Nachdem zwei Termine beim Kunden durch den Anbieter nicht eingehalten wurden und anwaltliche Unterstützung erforderlich war, um ein Vertragsverhältnis wegen Nichterfüllung durch den Anbieter zu kündigen, habe auch ich mich zu Folgendem entschlossen:
1. Ich werde mit sofortiger Wirkung alle Aktivitäten als Reseller einstellen.
2. Das bestehnde Vertragsverhältnis werde ich schnellstmöglich kündigen.
Plötzlich war ich für die 1 & 1 Internet AG ganz doll wichtig. So wichtig, dass man mir im Dezember ein „Treuegeschenk“ in Form eines Guthabens in Höhe von 100,00 € angeboten hat. Im Januar waren es dann sogar 120,00 €. Hinzu kamen wöchentlich Anrufe von Menschen die von diesem Provider ihr Salair beziehen und versuchten, mich von der wirksamen Kündigung abzubringen.