Unlängst habe ich an einer Veranstaltung teilgenommen, bei der es um die Vorstellung einer Studie zum Einsatz von Open Source Software in Unternehmen und Organisationen in Berlin und Brandenburg ging. Dabei blieben für mich deutlich mehr Fragen offen als beantwortet wurden.
Wenn ein Vortragender versucht, die Vorzüge von Open Source Software hervorzuheben und erklärt, wie toll solche Software ist, verwirrt es den geneigten Zuhörer, wenn der zum Vortrag gehörende Foliensatz im proprietären Powerpoint des marktbeherrschenden Monopolisten erstellt wurde. Auch sonst waren die Ergebnisse der Studie zwar interessant, die daraus resultierenden Schlussfolgerungen und „strategischen Empfehlungen“ jedoch alles andere als überzeugend. Die erfolgreiche Lobbyarbeit des Monopolisten ist nicht nur im Bereich der Betriebssysteme sondern ebenso auch im Bereich der Anwendungssoftware deutlich spürbar. Wenn z. B. die IHK Prüfungen auf der Basis der einschlägigen Produkte aus Redmond durchführt, ist dieses aus mehreren Gründen fragwürdig:
- Durch den Einsatz lizenzkostenpflichtiger Software werden sozial Schwache benachteiligt oder gegebenenfalls sogar genötigt, derartige Software illegal zu beschaffen.
- Es ist unerheblich mit welchem konkreten Produkt man arbeitet, wenn man die Prinzipien der Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation verstanden hat.
- Die Unterschiede der Produkte des Monopolisten sind zwischen den einzelnen Versionen teils größer als die Unterschiede zum Open Source Produkt Open Office.
Doch gerade die IHK ist, wie einige andere Organisationen auch, in der glücklichen Lage, das Geld welches sie ausgibt, nicht selbst erwirtschaften zu müssen. Es sind vor allem die Beiträge der Mitglieder, die für Ausgaben zur Verfügung stehen. Diese Mitgliedschaft ist oft nicht freiwillig sondern per Gesetz erzwungen.
Sonntagsreden über die Vorzüge von Open Source Software halte ich für unglaubwürdig, solange man nicht bereit ist, das was man da versucht nach Außen als Botschaft zu vermitteln selbst zu leben.
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